Jugendtourist und die Flucht eines jungen Erfurters aus der DDR im Bus. Das Foto zeigt die DDR-Grenzanlagen.

Jugendtourist und die Flucht eines jungen Erfurters aus der DDR im Bus

Nach seinem Studium der norwegischen und englischen Sprache arbeitete der Webseitenbetreiber beim Reisebüro Jugendtourist als Betreuer und Dolmetscher für Reisegruppen aus Skandinavien, Großbritannien und den USA sowie aus der Bundesrepublik.

Jugendtourist und die Flucht aus der DDR im Bus, Marburger Schüler im Fluchtbus von 1984

Fluchthilfe durch Marburger Schüler

1984, kurz vor Weihnachten, war der Webseitenbetreiber mit einer Schülergruppe des Gymnasiums Steinmühle aus Marburg unterwegs in Thüringen. Auf der Heimreise nach Hessen am 20. Dezember schmuggelten einige Schüler dieser Gruppe in ihrem Reisebus einen jungen Mann aus Erfurt, der sie kurz vorher spontan angesprochen hatte, aus der DDR. Die Geschichte ging ganz schnell durch die bundesdeutschen Medien, die die Fluchthelfer zu Helden machten. Für die meisten war von Anfang an klar, dass sie wegen ihrer beispiellosen Courage auf keinen Fall bestraft werden dürften. Die Schule selbst machte es sich bei der Bewertung dieser eher leichtsinnigen Aktion nicht so einfach, hatten die Fluchthelfer doch ihre Mitschüler und die Lehrer der realen Gefahr ausgesetzt, mit der DDR-Staatssicherheit als Strafverfolgungsorgan Bekanntschaft zu machen und das Weihnachtsfest im Knast zu verbringen.


Interesse der Staatssicherheit an Fluchtaktion

Der ahnungslose Klassenlehrer der Schüler geriet nach der Reise als verantwortlicher Reiseleiter ins Visier der Staatssicherheit. In dem über ihn angefertigten Erfassungsbeleg wurde er als "Auftragsausführender einer subversiven Organisation" bezeichnet. Die Transitwege nach Berlin blieben ihm für einige Zeit versperrt. Seine Freunde konnte er nur per Flugzeug besuchen.

Für den Webseitenbetreiber hatte die Flucht des jungen Mannes zwei unangenehme Gespräche mit Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit zur Folge.
Am Heiligabend wurde er während seines Urlaubs in Dresden nach Berlin zitiert, um Aussagen zur „Republikflucht“ des jungen Mannes zu machen. Aufgrund völliger Ahnungslosigkeit war er dazu natürlich nicht in der Lage.

Ein zweites Gespräch mit der Staatssicherheit, diesmal mit einem Mitarbeiter der Bezirksverwaltung Erfurt, folgte kurze Zeit später. Im Gegensatz zum ersten Gespräch, das noch in einem Berliner Café stattfand, fand dieses Gespräch, das eher einem Verhör glich, in einem kleinen schallgedämmten Vernehmungsraum ohne Türgriff auf der Innenseite der Tür im Präsidium der Volkspolizei in der Keibelstraße statt. Hier musste sich der Webseitenbetreiber die Frage gefallen lassen, ob er sich vorstellen könne, längere Zeit in einem solchen Raum zu verbringen. War das der plumpe Versuch, psychischen Druck auszuüben? Aussagen zur „Republikflucht“ konnte er auch diesmal nicht treffen und sein Interesse an der Aufklärung der Fluchthilfeaktion war eher vorgespielt, denn er fühlte er sich zu keinem Zeitpunkt für Gründe verantwortlich, die Menschen veranlassten, die DDR zu verlassen.

Mehr über die Fluchthelfer-Helden und den ins Visier der Staatssicherheit geratenen Lehrer können Sie im Artikel „25 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Fluchthilfe“ im Elternbrief Nr. 20 des Gymnasiums Steinmühle vom Dezember 2014 auf Seite 2-3 lesen. Der Link zu diesem Artikel sowie die Nutzung des Fotos der Schüler im Bus erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Schulleitung der Steinmühle.

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